Die 0:3-Niederlage der Bayern aus dem Hinspiel wiegt schwer, vermutlich zu schwer. Auch weil Manchester City vor acht Tagen nicht nur eiskalt zuschlug, sondern dem FC Bayern zudem kaum Möglichkeiten gestattete, torgefährlich zu werden. Entsprechend gering sind die Hoffnungen der Münchner fürs Viertelfinal-Rückspiel in der UEFA Champions League: Den Bayern muss in der Allianz Arena schon ein perfekter Abend glücken, während City zugleich einen gebrauchten ziehen muss.

Im Hinspiel agierte Manchester City wie in den letzten großen Partien üblich in Ballbesitz in einem 3-2-4-1-System und gegen den Ball in einem 4-4-2-System. Allerdings bekleidete John Stones anders als zuvor nicht die Außenverteidiger-Position, sondern spielte in der Innenverteidigung neben Ruben Dias. Außenverteidiger rechts gegen Leroy Sané war Manuel Akanji, der seine Arbeit gegen den Ball sehr gut machte. Auch über die andere Außenbahn kamen die Bayern nicht zum Zug. Kingsley Comans Zweikampfwerte waren ebenso unterdurchschnittlich wie die von Sané. Im Gegensatz dazu gewann Akanji neun von 14 Duellen, sein Kollege auf der linken Seite Nathan Aké blieb in neun Zweikämpfen sieben Mal erfolgreich. Dank dieser Zweikampfstärke und eines top organisierten City-Zentrums gab es für die Bayern nur wenige Chancen.

Mit Ball entkamen die „Skyblues“ durch ihr gutes Positionsspiel souverän aus dem Druck der Bayern. Gegen ihre 3-2-Formation liefen die Münchner mit den drei Mittelfeldspielern und der Spitze Serge Gnabry an. Bei Anspiel auf eine Seite schob Jamal Musiala auf den ballnahen Sechser, der zweite Sechser wurde vom ballfernen Münchner Außenbahnspieler gedeckt. So wollten die Bayern eine Seite von City isolieren und dort Ballgewinne erzielen. Durch geschickte Laufwege sowie die Einbindung von Torhüter Ederson oder kurze Angebote von den Achtern Ilkay Gündogan und Kevin De Bruyne löste Manchester diese Situationen meist ohne Schwierigkeiten auf.

Gefährlich wurden die Bayern selten, und wenn, dann nur über schnelle Angriffe durch das Zentrum oder mit Distanzschüssen von Sané. Gegen den Ball agierte die Elf von Trainer Thomas Tuchel in einem 4-2-3-1, was auch das Spiel mit Ball prägte. Gnabry ließ sich ins Mittelfeld fallen, Musiala bot sich in der Halbspur an und die beiden Außenbahnspieler gingen wiederholt in die Spitze bzw. mehr in Richtung Zentrum. Oft blieb das Sturmzentrum des FC Bayern jedoch verwaist.

Vielversprechende Angriffe gelangen den Bayern, wenn Musiala oder Gnabry in der Halbspur aufdrehen und auf die City-Kette zugehen konnten. Leider waren diese Szenen Mangelware. Gelegentlich gab es noch Möglichkeiten über die rechte Seite der Bayern, wenn Jack Grealish Benjamin Pavard im Rücken aus den Augen verlor. Als City in Hälfte zwei sein Anlaufverhalten änderte, wären bessere Lösungen über die Außenverteidiger möglich gewesen. Manchesters Außenstürmer liefen die Innenverteidiger der Bayern an, um Bälle ins Zentrum zu forcieren. Doch statt die sich ergebenden Räume dahinter auf der Außenbahn zu nutzen, kassierten die Bayern aufgrund dieser Änderung das 0:2, weil Dayot Upamecano den Ball im Aufbau gegen Grealish verlor.

Generell galt: In den entscheidenden Situationen waren die Münchner einfach nicht auf der Höhe. Das galt beim 0:2 ebenso wie es zuvor schon beim 0:1 gegolten hatte. Bevor der Ball zum Torschützen Rodri kam, waren Joshua Kimmich und Gnabry in der Nähe. Beide fühlten sich nicht verantwortlich und nahmen den Gegner nicht auf. Der weiter vorne stehende Musiala versuchte noch einzugreifen – vergeblich.

Drei Lehren müssen die Bayern also aus dem Match auf der Insel ziehen: 1. Sie müssen griffiger und durchsetzungsstärker in den Zweikämpfen werden. 2. Sie müssen ihre Konter zielstrebiger ausspielen. Und 3. Sie müssen ihre Fehlerquote in den entscheidenden Situationen minimieren, weil eine Mannschaft wie City jeden Fehler bestraft. Wenn es den Bayern dazu noch gelingt, die wenigen Räume in der Halbspur oder hinter den beiden offensiven Außenbahnspielern auszunutzen, dann können sie Manchester gefährlich werden. Alles in allem braucht der FC Bayern jedoch einen perfekten Abend, um das selbstbewusste Weltklasseteam Manchester City in München mit drei Toren in die Verlängerung zu zwingen.