Am 9. April 2024 kommt es im Viertelfinal-Hinspiel der UEFA Champions League zum ersten Duell des letztjährigen englischen Vizemeisters FC Arsenal und des voraussichtlichen Vizemeisters aus Deutschland, Bayern München. Eine „zweitklassige“ Begegnung werden wir allerdings nicht erleben. Arsenal, das sich in der Premier League eine atemberaubende Titeljagd mit dem FC Liverpool und Manchester City liefert, ist dank der kontinuierlichen Arbeit von Coach Mikel Arteta Titelaspirant in der europäischen Königsklasse. Und auch wenn der FC Bayern aktuell seinen Ansprüchen national weit hinterherhinkt, dürfte die Aussicht auf einen letzten möglichen Titel noch einmal Kräfte bei den Münchnern freisetzen. Ich hoffe sehr auf zwei spannende Spiele.

Arsenals absolute Qualitätsspieler

Bayern darf sich auf einen FC Arsenal in dessen gewohntem 4-3-3 vorbereiten. In der Defensive verändert sich das System der Londoner zu einem 4-4-2. Der rechte Achter und Kapitän Martin Ödegaard rücken im Angriffsmodus neben Kai Havertz in die vorderste Reihe. Die beiden Flügel werden rechts von Bukayo Saka und links von Garbriel Jesus oder Leandro Trossard bespielt. Im Zentrum verfügen die „Gunners“ zudem mit Declan Rice und Jorginho über zwei weitere absolute Qualitätsspieler.

Zwei Gesichter

In den Spielen gegen Porto im CL-Achtelfinale und gegen Manchester City in der Premier League präsentierte Arsenal zwei Gesichter. Mussten sie im Top-Spiel bei City noch weitgehend auf die defensive Stärke vertrauen, konnten sie sich im Rückspiel gegen Porto mehr auf das Spiel mit Ball fokussieren. Beides kann Arsenal.

Arsenals Offensiv-Muster Gegen den Ball wird der FC Bayern auf die tendenziell aktivere rechte Seite des FC Arsenal aufpassen müssen. Mit dem dribbelstarken Saka und einem immer wieder offensiv antreibenden Ben White als Rechtsverteidiger, der etwa gegen Porto phasenweise auch auf der Sechser-Position zu finden war, entwickelt Arsenal viel Wucht. Oft suchen die „Kanoniere“ dabei die hohe Verlagerung aus dem Mittelfeld auf diese rechte Seite. Zwangsweise öffnet diese offensive Ausrichtung aber auch Konter-Möglichkeiten für die Bayern. Weitere offensive Muster bei Arsenal sind zum einen die Positionierung von Havertz im Sturmzentrum. Der entfernt sich häufig weit von seinen direkten Bewachern und versucht, den Gegner zu locken oder Überzahl im Mittelfeld zu schaffen. Zum anderen ist es sehr auffällig, wie geschickt sich Ödegaard zwischen den Linien bewegt und so vermehrt zu seinen Schnittstellenpässen kommt, wenn er von seinen Kollegen gefunden wird.

Interessante Räume für die Bayern

Gegen Manchester City, als der FC Arsenal stark defensiv ausgerichtet auftrat, kam das Arteta-Team hauptsächlich durch Umschaltaktionen zu seinen Chancen. Sehr zielstrebig und mit viel Tempo stellten sie die City-Abwehr vor Probleme. Einzig die Abschlüsse waren in diesem Spiel zu ungefährlich. Erwähnenswert: Die Innenverteidiger Gabriel und William Saliba agierten immer wieder sehr nah an Erling Haaland und kamen so zu Ballgewinnen. So unangenehm „aufdringlich“ zeigen sich die Verteidiger allerdings vor allem dann, wenn sie im tiefen Block spielen. Für die Münchner heißt das: Es können Chancen entstehen, wenn sich Harry Kane etwas fallen lässt. In derartigen Situationen blieben die Londoner Innenverteidiger zuletzt gerne auf ihren Positionen. Das ist auch deswegen ein guter Ansatz für die Bayern, weil Kane generell gerne mit ins Spiel eingebunden werden will und nicht der klassische Strafraumstürmer ist.

Eine weitere Möglichkeit für die Bayern könnte sich beim hohen Anlaufen der Londoner ergeben. Oft schiebt einer der beiden Sechser im hohen Pressing weit mit hoch und hinterlässt ein großes Loch im Zentrum. Dieses wird durch den oft ebenfalls sehr mannorientierten zweiten Sechser noch größer und es können sich weite Räume öffnen, die vor allem für Kane und Jamal Musiala interessant sind. Als zweiter Hebel für Bayern kann sich die Unruhe am Ball bei Arsenal beim hohen Pressing erweisen. Als etwa Manchester City hoch attackierte und die Aufbauspieler stresste, gefiel das Arsenal überhaupt nicht. Ob Bayern jedoch in der aktuellen Lage auswärts so dominant auftreten wird, bleibt abzuwarten ...

Schwierige Voraussetzungen für München

Arsenal hat hohe Qualität mit sowie gegen den Ball und kann zudem dank der guten Bank vor allem offensiv nachlegen. Die Bayern sahen zwar in den letzten Duellen gegen die Engländer meist gut aus, aber das Viertelfinale dieses Jahr steigt unter anderen Voraussetzungen. Die Londoner sind gefestigter, München, zumindest national, verunsichert. Zudem kamen zuletzt Gerüchte auf, dass Arsenal an Josuha Kimmich interessiert ist, und auch der Einsatz von Manuel Neuer scheint nicht sicher. Keine optimalen Bedingungen für den FC Bayern. Der muss jetzt die These belegen, dass er in Champions-League-Nächten zu besonderen Leistungen fähig ist, und alles in die Waagschale werfen, um die letzte Titelchance dieser Saison am Leben zu erhalten.