Mit Paris St. Germain hat der FC Bayern München ein absolutes Hammer-Los fürs Achtelfinale der UEFA Champions League 2022/23 erwischt. Frankreichs Meister wird die Münchner sowohl taktisch als auch in den Duellen eins gegen eins enorm fordern. PSG ist offensiv unglaublich stark, hat aber in der Verteidigung Schwächen.

Besonderheiten & Schwachstellen

Taktisch agieren die Pariser sehr flexibel. Sie spielen sowohl mit Viererkette als auch mit drei Innenverteidigern in einer Fünferkette. Gleich bleibt in beiden Systemen zumeist der Aufbau mit drei Spielern. In der Fünferkette findet er selbstverständlich durch die drei Innenverteidiger statt. Spielt PSG mit einer Viererkette, schaltet sich ein Sechser mit in den Aufbau ein.

Durch diese Art des Aufbauspiels ergibt sich das nächste Markenzeichen der Franzosen: Beide Außenverteidiger stehen in Ballbesitz sehr hoch und beleben somit die Offensive. Die offensiven Außenbahnspieler schieben dann in der Regel mehr ins Zentrum, um in den Halbpositionen anspielbar zu sein.

Raum für schnelle Bayern

Diese offensive Interpretation der Außenverteidigerposition, für die vor allem Nuno Mendes und der ehemalige Dortmunder Achraf Hakimi stehen, hat eine Kehrseite, die die Bayern nutzen können: Es ergeben sich weite Räume für Gegenangriffe. Bei derartigen Attacken dürften die sehr erfahrenen, aber nicht allzu schnellen Innenverteidiger Sergio Ramos und Marquinhos Probleme bekommen, wenn die Bayern mit ihren schnellen Außenbahnspielern Kingsley Coman, Leroy Sané, Serge Gnabry oder Alphonso Davies in die angesprochenen Räume stoßen.

Kein Bock auf Defensive?

Gut ist für den FC Bayern zudem, dass dies nicht die einzige Schwachstelle von PSG ist. Auch die fehlende Defensivlust der Offensivreihe von Paris sorgt regelmäßig für Schwierigkeiten. Auffällig ist dies vor allem dann, wenn Lionel Messi, Neymar oder Kylian Mbappé zentral aufgestellt sind. Ist diese Reihe überspielt, ergeben sich Räume für den Gegner, um seinen geregelten Aufbau unbehelligt in die nächste Zone zu verschieben. Die Offensivstars setzen höchstens gelegentlich nach hinten nach. Gut möglich, dass dieser Trend, der in der Liga gut zu beobachten ist, im CL-Achtelfinale nicht so deutlich auftritt. Die Königsklasse zu gewinnen, ist schließlich das erklärte Ziel der drei Angriffskünstler.

Offensiv traumhaft und unwiderstehlich

Im Übergangsspiel verfügt Paris über große Ballsicherheit. Wenn Messi oder Neymar sich die Bälle tief abholen und das Spiel von hinten aufziehen, kommt es so gut wie nie zu schnellen Ballverlusten. Belagert PSG den Gegner in dessen Hälfte, sind die Pariser kaum auszurechnen. Mit ihrer enormen individuellen Qualität kombinieren sie sich auf engem Raum teilweise traumhaft und unwiderstehlich durch die gegnerischen Reihen – zumindest in der heimischen Liga und in der CL-Gruppenphase. Einer der größten Trümpfe im Angriffsspiel sind die letzten Pässe von Neymar oder Messi. Beide haben die Qualität, Abwehrreihen mit einem Pass zu knacken. Entsprechend bieten sich die Kollegen immer wieder von außen oder aus dem Zentrum in die Tiefe an.

Dynamisches Trio

Ergänzt wird diese Kreativität durch dynamische Aktionen mit einem herausstechenden Muster: Vor allem die drei Ausnahmekönner Neymar, Messi und Mbappé spielen Tiefenpässe ins Zentrum und gehen dann sofort nach, um den Klatschball aufzunehmen oder den Weg hinter die Kette zu finden. Dieses schnelle Nachgehen nach dem Pass erzeugt häufig eine Gleich- oder Überzahlsituation, die dann entweder zum Tor führt oder wenigstens neue, brandgefährliche Räume öffnet. Beispielhaft dafür steht ein Treffer von Messi gegen Benfica im Oktober 2022. Nach der Balleroberung spielt der argentinische Weltmeister auf den zentral stehenden Mbappé. Der leitet weiter auf Neymar, der wiederum direkt auf den nachgelaufenen Messi spielt. Messi kommt so am Strafraum frei zum Abschluss und trifft.

Solo Mbappé

Beißt sich Paris SG beim kontrollierten Ballbesitz die Zähne an der gegnerischen Defensive aus, haben sie immer noch eine weitere große Stärke: Umschaltaktionen. Dabei ist in erster Linie Kylian Mbappé der Trumpf. Er kann mit seinen Tiefenläufen und seinem explosiven Antritt jede Abwehr aushebeln.

Bayerns Gegenrezept

Klar ist: Paris hat einfach in jeder offensiven Phase des Spiels die Qualität, Tore zu erzielen. Für die Bayern wird es deshalb entscheidend sein, ihre eigenen Angriffe abzuschließen, um keine Konter zu bekommen. In der Defensive müssen sie PSG möglichst früh stören, um den Gegner weit weg von den gefährlichen Zonen in der Nähe des eigenen Tores zu halten.