Manchester City – Inter Mailand

Wer hat mit Manchester City im Finale gerechnet? Gegenfrage: Wer nicht? Und Inter? Die Mailänder, die in der Gruppe den Bayern zweimal 0:2 unterlagen, hatte bis weit in die Saison niemand auf dem Zettel. Entsprechend ist Manchester, im Halbfinale eindeutiger Sieger gegen Rekordchampion Real Madrid, haushoher Favorit in diesem Match.

City – Kennzahlen der Dominanz

Blicken wir auf die Statistik des Halbfinal-Rückspiels in Manchester: Die klare Dominanz von City lässt sich sehr gut anhand der Zahl der Zuspiele im gegnerischen Drittel darstellen. 224 Pässe spielten die Mannen von Pep Guardiola in der Angriffszone – über ein Drittel der insgesamt 618 Pässe! Doch Manchester City war gegen Real nicht nur mit Ball drückend überlegen, sondern auch in der Arbeit gegen den Ball. Vor allem die offensiven Spieler glänzten hier. Bernardo Silva bewies, dass er nicht nur am Ball ein herausragender Spieler in einer Mannschaft von Ausnahmekönnern ist. Er arbeitete auch gegen den Ball extrem viel mit und war im Hinspiel in Madrid der Spieler mit den meisten Balleroberungen auf dem Feld. Im Rückspiel belegte er in dieser Wertung Rang drei hinter Kyle Walker und Rodri.

Klasse & Form

Außerdem wurde gegen Real wieder einmal sichtbar, wie breit der City-Kader bestückt ist. In den Runden zuvor war Kyle Walker gegen Leipzig und die Bayern nur einmal von Anfang an dabei und in den vier Spielen auch nur zweimal im Einsatz gewesen. Im Halbfinale war er dann gegen Vinicius Junior ein entscheidendes Puzzleteil für den Sieg. Mit seiner enormen Schnelligkeit und hervorragenden Zweikampfquote überzeugte er und erwies sich für einen der besten Außenbahnspieler aktuell als fast unüberwindbar.

Im mannschaftlichen System bot City gegen Real das aus den Runden zuvor bekannte und bewährte Bild: Die Engländer bauten mit drei Innenverteidigern sowie Rodri und John Stones davor auf. Defensiv stellte Manchester auf ein 4-4-2 um, in dem Kevin De Bruyne neben Erling Haaland in erster Reihe verteidigte.

Manchester City präsentiert sich im Endspurt der Saison konstant auf absolutem Top-Niveau und hat mittlerweile schon zwei Titel in England eingefahren. Ein weiterer Titel neben Meisterschaft und FA Cup würde die Saison für Pep Guardiola zur erfolgreichsten seiner Zeit in England machen.

Inter – safety first, and second, and third …
Citys Finalgegner ist völlig überraschend Inter Mailand, weil sich die „Nerazzurri“ im Halbfinale als sehr cleveres Team erwiesen. Sie standen in den Derbys gegen den AC Mailand in der Defensive in einem 5-3-2-System sehr stabil und gewährten dem Stadtrivalen kaum Chancen. Über beide Halbfinalspiele ließ Inter nur drei Schüsse aufs Tor zu! Drei in über 180 Minuten! Dank ihrer Fünfer-Abwehrkette konnten die Mailänder zudem mit den Außenverteidigern Federico Dimarco und Denzel Dumfries hoch attackieren, ohne die defensive Kompaktheit zu schwächen. Inters klare Devise ist auf alle Fälle: safety first – hinten sicher stehen und nicht zu viel ins Risiko beim Anlaufen gehen. Daraus ergab sich wiederum im Halbfinale eine Statistik, die den Kontrast zu City offenlegt. In Hin- und Rückspiel gelang Inter jeweils nur eine Balleroberung im gegnerischen Drittel. Also ganze zwei Balleroberungen in dieser Zone in mehr als 180 Minuten!

Clever, diszipliniert und erfahren

Wenn Mailand zuletzt in der Defensive Schwäche zeigte, dann ganz selten und auf der linken Abwehrseite. Dimarco war für die wenigen Wackler verantwortlich, wenn er situativ den Mann verlor oder die falsche Entscheidung traf und so Chancen für den Gegner ermöglichte.
In der Offensive wird Inter vor allem durch Konter gefährlich. Durch schnelles Umschalten und die unterstützenden Außenverteidiger gelangten die „Schwarz-Blauen“ wiederholt gefährlich vor das gegnerische Tor. Die Außenverteidiger fielen nicht nur nach Umschaltaktionen auf, auch aus dem Spiel heraus bilden sie ein wichtiges Element für ihr Team. Immer wieder werden die beiden Außen von ihren Mitspielern gesucht und bieten durch ihre breite Position eine gute Option, sich aus dem Druck zu befreien. Dumfries etwa geht nach seinen Abspielen gerne sofort wieder in die Tiefe für Bälle hinter die Kette und spielt so seine Schnelligkeit aus. Eine weitere Offensiv-Waffe Inters sind die beiden erfahrenen Stürmer: Zielspieler Edin Dzeko, der zudem ein Unterschiedsspieler in der Luft ist, und der agile sowie schnelle Lautaro Martinez sind schwer unter Kontrolle zu bringen. Zudem kann Inter mit seinen gut gespielten Standards jedem Gegner weh tun.

Fazit

Trotz der guten Anlagen von Inter Mailand geht City als Favorit ins Finale und wird mit Sicherheit einen hohen Prozentsatz an Ballbesitz generieren. Kann City die Leistungen der letzten Wochen bestätigen und gegen gut verteidigende Italiener eine sehr gute Chancenverwertung an den Tag legen, dann werden sie gewinnen und den lang ersehnten Champions-League-Titel einfahren. Für Inter wird es entscheidend sein, sich vom Ballbesitz und der drückenden Überlegenheit Citys nicht entmutigen zu lassen, diszipliniert auf Kontersituationen zu warten und Standards konzentriert auszuspielen. Manchmal siegt der Außenseiter, wenn er zum Beispiel in Führung geht und der Favorit nervös wird …